Montag, 11. Februar 2013

AKTUELL - JUNGE SCHWEIZERINNEN SIND PILLENMÜDE



Viele Frauen unter 25 haben keine Lust mehr, täglich Hormone einzunehmen, um eine Schwangerschaft zu verhüten. Grund ist nicht nur die erhöhte Thrombosegefahr.
Die Anzahl der verkauften Antibabypillen ist in der Schweiz seit 2009 um vier Prozent zurückgegangen, obwohl die Anzahl Frauen zwischen 15 und 45 Jahren zugenommen hat. Das schreibt die «NZZ am Sonntag» (Print, online nicht verfügbar) die sich auf den Apothekerverband PHARMASUISSE beruft.
Gynäkologen an den Universitätsspitälern von Zürich, Bern und Basel bestätigen in der «NZZ am Sonntag», dass seit einigen Jahren mehr junge Frauen zwischen 17 und 25 Jahren den Wunsch nach Verhütung ohne Hormone äussern.
Gegenbewegung zur Pillen-Euphorie
In den vergangenen Wochen sorgten zum wiederholten Mal Nebenwirkungen der Pille für Schlagzeilen. Mindestens vier Frauen sollen wegen dem Bayer-Produkt Diane 35 an Thrombosen gestorben sein, die französische Arzneimittelbehörde verbot Diane 35 deshalb. In der Schweiz sorgte das Verbot zwar für Verunsicherung, doch der Rückgang beim Pillenabsatz ist nicht allein darauf zurückzuführen. Junge Frauen verzichten auch auf die Pille, weil sie davon nach eigener Einschätzung müde, reizbar oder depressiv werden und zunehmen. Auch bestehen Ängste bezüglich Fruchtbarkeit und Brustkrebsrisiko.
Offensichtlich hat eine Gegenbewegung zur Pillen-Euphorie der späten 1960er Jahre eingesetzt. «Die Pille wird heute oft eher als Belastung denn als Befreiung wahrgenommen», sagt Johannes Bitzer, Chefarzt an der Frauenklinik des Universitätsspitals Basel.

Donnerstag, 7. Februar 2013

DIE WELT IN BILDERN - IMPRESSIONEN VENEDIG


Die Schöne und das Biest: In der Lagunenstadt ist für alle Platz...oder auch nicht. Nur im Sommer hat es in Venedig noch mehr Touristen als während des Karnevals und so sind ...
Bild: Vincenzo Pinto


Kräftiges Rot: Das diesjährige Motto des Karnevals lautet «vivi i colori» – lebe die Farben. (3. Februar 2013)
Bild: Vincenzo Pinto/AFP

Mittwoch, 6. Februar 2013

WISSEN - TIEFRELIGIÖSE INDER, FLEXIBLE CHINESEN



China dagegen war auch vor Mao Zedong längst nicht so religiös, mit Ausnahme Tibets. Die Volksrepublik ist traditionell vom Buddhismus und Daoismus geprägt, auch die Zahl der Christen wächst stetig. Doch Buddhismus und Daoismus sind eher philosophischer Natur. Sie prägen den Alltag der Bürger wenig. Im alten China war das Volk vor allem dem Kaiser treu ergeben. Er bestimmte über Wohl und Weh, wurde ähnlich einem Gott verehrt. Das widerspricht weder dem Buddhismus noch dem Daoismus. Einen Ausschließlichkeitscharakter wie im Christentum gibt es nicht. Man kann Daoist sein und Buddhist. Bedingungsloser Gehorsam gegenüber dem einen, allmächtigen Schöpfer ist nicht Teil der Lehre.

Auch die Lehre des Konfuzius, bis heute relevant in China, passt in diesen Kontext. Konfuzius schließt die Existenz eines Gottes weder aus, noch macht er den Menschen vom Glauben an einen Gott abhängig. Auch darum ist vielen Chinesen unbegreiflich, warum es als Werteverlust verstanden wird, wenn ein Großteil der Chinesen sich als unreligiös betrachtet. Und doch ist die Sorge um den Werteverlust, um kulturelle Entwurzelung in China nicht unbegründet. Von einem "Sinnesvakuum" spricht gar Ashis Nandy, 75, Indiens großer Sozialwissenschaftler, wenn es um China geht.



Hindus glauben an viele Götter
Aber auch Indien läuft Gefahr, sich vom tieferen Sinn der eigenen Religionen zu entfernen, meint Vivek Kumar, Professor für Sozialwissenschaften in Delhi. Viele Inder neigen, so Kumar, zu abergläubischem Verhalten. Mancher lässt von einem Guru bestimmen, wie er sein Wohnzimmer einrichten soll. Dabei gibt es im Hinduismus keine Grundlagen für solcherlei Beratung. Selbsternannte Gurus und religiöse Führer gibt es unzählige, religiöse Radio- und TV-Sender haben Hochkonjunktur. Im Hinduismus, meint Kumar, werde wenig hinterfragt.
Die meisten Hindus glauben an viele Götter. Neue Götter zu akzeptieren, fällt ihnen leicht. Ein Bild von Jesus reiht sich neben Shiva und Ganesha ein. Viele Hindus konvertierten in der Vergangenheit zu anderen Religionen um Besserstellung zu erreichen – vor allem die unteren Kasten.

WISSEN - DALAI LAMA ÜBER OSHO




"Osho ist ein erleuchteter Meister, der mit allen Mitteln versucht, der heutigen Menschheit über eine schwierige Phase in der Bewusstseinsentwicklung hinwegzuhelfen."
Der Dalai Lama in Bodh Gaya, Indien

WISSEN - TOM ROBBINS ÜBER OSHO


Nie Geboren – nie Gestorben
Nur zu Besuch auf diesem Planeten
11. Dezember 1931 – 19. Januar 1990

Der Autor Tom Robbins beschreibt dies sehr eindrucksvoll: „Ich erkenne diese smaragdgrüne Brise, wenn sie an meine Fensterläden rüttelt. Osho ist wie ein harter, süßer Wind, der den Planeten umkreist und den Rabbis und Päpsten die Zipfelmützen herunterbläst, die Lügen auf den Schreibtischen der Bürokraten zerstreut, die Dummköpfe in den Ställen der Mächtigen in die Flucht schlägt, die Röcke der pathologisch Prüden hochhebt, und die spirituell Abgestorbenen wieder wach kitzelt.
Jesus hatte seine Parabeln, Buddha seine Sutras, Mohammed seine Phantasien der Arabischen Nacht – Osho hat etwas weitaus passenderes für eine durch Gier, Angst, Unwissenheit und Aberglauben verkrüppelte Gattung – er zeigt uns die kosmische Komödie. So, was Osho wohl vorhat – so scheint es mir – ist, unsere Masken zu durchdringen, unsere Illusionen aufzurütteln, unsere Abhängigkeiten zu kurieren, und uns unsere selbstbegrenzende und oft so tragische Torheit, uns selbst zu ernst zu nehmen, vor Augen zu führen.”

Was soll man über Osho sagen? – der ultimative Zerstörer, der Visionär, der die Vision verkörpert? Es ist sicherlich ein Vorschlag an die Existenz, dass es jedermanns Geburtsrecht ist, sich an der gleichen ozeanischen’ Erfahrung seiner wahren Individualität zu erfreuen.

Hierzu sagt Osho, „Es gibt nur einen Weg, der nach innen führt – wo man nicht einem einzigen Menschen begegnet, wo man nur Stille und Frieden findet." Eine Schlussfolgerung?

Es gibt keinen Abschlusspunkt in Oshos Vision, aber wohl eine helfende, hinweisende Hand uns selbst zu verstehen. „Ich möchte euch sagen: Wissenschaft ist das ultimative Werturteil. Und es gibt nur zwei Arten der Wissenschaft: Erstens, die objektive Wissenschaft, welche über die äußere Welt entscheidet, und zweitens, die subjektive Wissenschaft, die bis heute als Religion bezeichnet worden ist. Aber es ist besser, dies nicht Religion zu nennen. Es ist besser, dies als eine Wissenschaft des Inneren zu betrachten. Wissenschaft sollte in die Wissenschaft des Äußeren und die Wissenschaft des Inneren aufgeteilt werden – in objektive und subjektive Wissenschaft. Und dies in eine gesamte Einheit zu bringen, verleiht der Wissenschaft eine ultimative Wertschätzung – nichts kann höher gehen als dies."

Osho´s Meditationen können in vielen Zentren
auf der ganzen Welt erfahren werden.
Ca. 600 Bücher mit Aufzeichnungen von Osho`s Vorträgen
sind in vielen Sprachen erschienen.


Montag, 4. Februar 2013

WISSEN - WER IST OSHO


„Rajneesh“ Chandra Mohan Jain (* 11. Dezember 1931 in Kuchwada, Madhy Pradesh, Indien; † 19. Januar 1990 in Pune, Maharashtra, Indien) war ein indischer Philosophieprofessor und Begründer der Neo-Sannyas-Bewegung. Er nannte sich zuerst Acharya Rajneesh (Mitte der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre), danach Bhagwan Shree Rajneesh (bis Ende 1988) und von 1989 bis zu seinem Tod Osho

OSHO - KINDHEIT UND JUGEND 1931-1950




Chandra Mohan Jain wurde in Kuchwada, einem kleinen Dorf in Madhya Pradesh (Indien), als ältestes von elf Kindern eines Tuchhändlers geboren und die ersten sieben Jahre von seinen Großeltern aufgezogen. Seine Familie, die ihn bei dem Spitznamen Rajneesh oder Raja („König“) rief, gehörte zur Religionsgemeinschaft der Jainas Rajneesh war ein aufgewecktes Kind, das gute Schulleistungen erbrachte, gleichzeitig aber auch viel Ärger mit seinen Lehrern hatte, weil er aufsässig war, oft die Schule schwänzte und seine Klassenkameraden zu allerlei Streichen anstiftete.
Rajneesh wurde früh mit dem Tod konfrontiert. Sein geliebter Großvater starb, als er sieben Jahre alt war. Als er fünfzehn Jahre alt war, starb seine Freundin (und Kusine) Shashi an Typus. Beide Verluste trafen ihn tief; seine späten Teenagerjahre waren von Melancholie, Depressionen und chronischen Kopfschmerzen geprägt. Er lief in dieser Zeit täglich 15 bis 25 km und meditierte oft bis zur völligen Erschöpfung.
Als Jugendlicher wurde Rajneesh Atheist; er interessierte sich für Hypnose und engagierte sich vorübergehend für Kommunismus, Sozialismus und zwei nationalistische Bewegungen, die für Indiens Unabhängigkeit kämpften: die Indian National Army und den Rashtriva Swayamsevak Sangh Er las viel und wurde ein hervorragender Debattierkünstler. Sein Ruf war der eines egoistischen, hochfahrenden, sogar aufrührerischen jungen Mannes.

OSHO - STUDIUM 1951-1960



Im Alter von neunzehn Jahren begann Rajneesh sein Studium der Philosophie am Hitkarini College in Jabalpur Wegen heftiger Streitereien mit einem Lehrer musste er das College verlassen und wechselte darauf zum D. N. Jain College, ebenfalls in Jabalpur. Noch während seines Studiums hatte er in Jabalpur am 21. März 1953 beim Meditieren im Bhanvartal-Park in einer Vollmondnacht eine außergewöhnliche Erfahrung, in der er sich von Glückseligkeit überwältigt fühlte – eine Erfahrung, die er später als seine spirituelle Erleuchtung beschrieb.
1955 schloss er sein Studium am D. N. Jain College mit dem Bachelor -Grad ab; 1957 wurde ihm von der University of Sagar der Master -Grad in Philosophie verliehen. Er erhielt sofort eine Anstellung am Raipur Sanskrit College, war aber auch dort schon bald so kontrovers, dass ihn der Rektor aufforderte, sich binnen eines Jahres eine andere Stelle zu suchen – er habe einen zersetzenden Einfluss auf die Moralität, den Charakter und die Religiosität seiner Studenten. 1958 wechselte Rajneesh deshalb zur Universität Jabalpur, wo er zunächst als Lecturer und ab 1960 als Professor lehrte.

OSHO - VORTRAGSREISEN 1961-1970


In den 1960er Jahren unternahm Rajneesh, wann immer es ihm seine Lehrtätigkeit erlaubte, ausgedehnte Vortragsreisen durch Indien in denen er Gandhi und den Sozialismus kritisierte. Sozialismus und Gandhi, so sagte er, verherrlichten beide die Armut, anstatt sie abzulehnen Indien brauche Kapitalismus, Wissenschaft, moderne Technologie und Geburtenkontrolle, um seiner Armut und Rückständigkeit entkommen zu können. Auch zum orthodoxen Hinduismus äußerte er sich kritisch: die brahminische Religion sei steril, alle politischen und religiösen Systeme seien falsch und heuchlerisch. Mit solchen Äußerungen machte er sich bei vielen unbeliebt, aber sie brachten ihm auch Aufmerksamkeit. Etwa um diese Zeit begann er, den Titel Acharya zu verwenden. 1966 gab er seine Lehrtätigkeit an der Universität auf und widmete sich von nun an ganz seiner Karriere als Redner und spiritueller Lehrer.
Acharya Rajneesh hielt seine frühen Vorträge auf Hindi; sie zogen deshalb kaum westliche Besucher an. Indische Kommentatoren bescheinigten ihm eine charismatische Ausstrahlung, die selbst auf Menschen, die seinen Ansichten ablehnend gegenüberstanden, eine Faszination ausübte. Seine Reden brachten ihm bald loyale Anhänger, darunter eine Reihe wohlhabender Geschäftsleute. Rajneesh erteilte individuelle Lebensberatung und erhielt dafür Spenden – eine übliche Vorgehensweise in Indien, wo Leute Rat von Gelehrten und Heiligen einholen, ähnlich wie Menschen im Westen Psychotherapeuten oder Lebensberater aufsuchen. Dem schnellen Wachstum seiner Praxis nach zu urteilen, scheint er ein ungewöhnlich begabter spiritueller Therapeut gewesen zu sein. Mehrmals im Jahr leitete er Meditations-Camps mit aktiven, kathartischen Elementen, und es wurden erste Meditationszentren (Jivan Jagruti Kendras, Lebenserweckungszentren) gebildet.
Seine „Lebenserweckungsbewegung“ (Jivan Jagruti Andolan) wurde in dieser Zeit hauptsächlich von Mitgliedern der Jaina-Religionsgemeinschaft in Bombay unterstützt. Einer von diesen war während des indischen Unabhängigkeitskampfes ein wichtiger Geldgeber für die Indian National Congress Party gewesen, mit engen Kontakten zu führenden Politikern wie Gandhi, Jawaharlal Nehru und Morarji Desai, und seine Tochter Laxmi wurde Rajneeshs Sekretärin und erste richtige Schülerin.[
Acharya Rajneesh behauptete, dass Menschen schockiert werden müssten, nur so könne man sie aufwecken. Schockiert zeigten sich in der Tat viele Inder von einer Vortragsreihe 1968, in der er die Einstellungen der indischen Gesellschaft gegenüber Liebe und Sex scharf kritisierte und für eine freizügigere Atmosphäre plädierte. Die Grundenergie der Sexualität sei göttlich, sagte er; sexuelle Gefühle sollten nicht unterdrückt, sondern dankbar akzeptiert werden. Nur durch Anerkennung seiner wahren Natur könne der Mensch frei werden. Von Religionen, die für einen Rückzug vom Leben eintraten, hielt er nichts; wahre Religion, so sagte er, sei eine Kunst, die lehre, wie man das Leben in vollen Zügen genießen könne. Diese Vortragsreihe wurde später als Buch unter dem Titel From Sex to Superconsciousness (Titel der deutschen Ausgabe: Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein) veröffentlicht und brachte ihm in der indischen Presse den Titel „Sex-Guru“ ein. Gegen den Widerstand einiger hochrangiger Hindus wurde er im folgenden Jahr dennoch als Redner zur Second World Hindu Conference eingeladen. Dort verursachte er einen weiteren Eklat, indem er die Gelegenheit dazu benutzte, alle organisierten Religionen und ihre Priesterschaft zu kritisieren, und den obersten Priester des Hinduismus in Rage versetzte.

OSHO - BOMBAY 1970-1974


Bei einer öffentlichen Meditationsveranstaltung in Bombay (heute Mumbai) präsentierte Acharya Rajneesh im Frühling 1970 erstmals seine Dynamische Meditation. Im Juli 1970 nahm er sich eine Wohnung in Bombay, in der er Besucher empfangen und auch Vorträge im kleineren Kreis halten konnte. Obwohl er, seinen eigenen Lehren entsprechend, zuerst keine eigene Organisation begründen wollte, begann er am 28. September 1970, während eines Meditationscamps in Manali, seine ersten Schüler („Neo-Sannyasins“ oder heute meist einfach kurz „Sannyasins“) zu initiieren. Sannyasins erhielten von ihm einen neuen Namen – Frauen z. B. „Ma Dhyan Shama“, Männer z. B. „Swami Satyananda“ – und trugen bis 1987 orange oder rötliche Kleidung sowie eine Mala (Halskette) mit 108 Holzkugeln und seinem Bild. (Die Annahme eines Sanskrit-Rufnamens war freiwillig; wer seinen bürgerlichen Rufnamen behalten wollte, erhielt einen Namen wie „Ma Prem Gudrun“ oder „Swami Deva Peter”.)
Orangefarbene Kleidung und Mala sind Attribute traditioneller Sannyasins (als heilig betrachteter Asketen) in Indien. Die Art und Weise, wie die – bewusst provokative – Übernahme dieses Kleidungsstils zu Stande kam, hatte ein zufälliges Element: Laxmi war eines Tages, einer spontanen Idee folgend, in Orange bei ihm erschienen. Acharya Rajneesh gefiel anscheinend der Gedanke, seine Anhänger in einer Kleidung zu sehen, die, gemäß dem hinduistischen Konzept des „Sannyas“, eine Verpflichtung zur Entsagung und zur spirituellen Suche versinnbildlichte. Sein Sannyas sollte jedoch ein lebensbejahendes, feierndes Sannyas sein, in dessen Mittelpunkt „der Tod von all dem, was du gestern warst“ stehen würde. Aufgegeben werden sollte dabei nur das, was den Menschen daran hinderte, ganz im jetzigen Moment zu leben. „In Sannyas initiiert zu werden“, so schrieb eine Biografin, „bedeutet, dass du erkannt hast, dass du nur ein Same bist, eine Potenzialität. Es ist eine Entscheidung, zu wachsen, eine Entscheidung, dich von all deinen Sicherheiten zu trennen und in Unsicherheit zu leben. Du bist bereit, einen Sprung ins Unbekannte, Ungewisse, Geheimnisvolle zu tun.“ 1971 traten erste Schüler aus den westlichen Industrienationen der Bewegung bei. Darunter war eine junge Engländerin, die den Namen „Vivek“ von Acharya Rajneesh erhielt und in der Folge zu der Überzeugung kam, sie sei in ihrem vergangenen Leben seine Freundin Shashi gewesen. Shashi hatte ihm auf ihrem Sterbebett versprochen, dass sie zu ihm zurückkehren würde. Vivek wurde in den kommenden Jahren zu seiner ständigen Gefährtin.

OSHO - BHAGWAN


Im selben Jahr legte Rajneesh den Titel „Acharya“ ab und nahm stattdessen den religiösen Titel Bhagwan (wörtlich: Gesegneter) Shree Rajneesh an. Seine Aneignung dieses Titels wurde von vielen Indern kritisiert, aber Bhagwan schien die Kontroverse zu genießen. Später sagte er, dass der Namenswechsel die erfreuliche Wirkung gehabt hätte, all die zu vertreiben, die sich nicht wirklich auf ihn einlassen konnten. Gleichzeitig verlagerte sich damit auch der Schwerpunkt seiner Aktivitäten. Er war nun immer weniger daran interessiert, Vorträge für die allgemeine Öffentlichkeit zu halten; stattdessen, so sagte er, ginge es ihm nun vorrangig darum, Einzelpersonen zu transformieren, die eine innere Verbindung zu ihm hergestellt hätten. Da immer mehr Schüler aus dem Westen zu ihm stießen, gab Bhagwan nun auch englischsprachige Vorträge. Seine Gesundheit begann in Bombay jedoch zu leiden; sein Asthma verschlimmerte sich auf Grund der schlechten Luftqualität in Bombay zusehends, ebenso wie seine Zuckerkrankheit und seine Allergien. Außerdem war seine Wohnung nun viel zu klein, um die vielen Besucher aufnehmen zu können. Seine Sekretärin Laxmi machte sich auf die Suche nach einer passenderen Bleibe und fand diese in Poona (heute Pune). Das Geld für den Kauf der zwei benachbarten Villen und des dazugehörigen, etwa 2,5 ha großen Areals wurde von Gönnern und Schülern, insbesondere Catherine Venizelos (Ma Yoga Mukta), der Erbin eines griechischen Reedereivermögens, aufgebracht.

OSHO - VON BOMBAY NACH POONA


Bhagwan und seine Anhänger zogen im März 1974 von Bombay nach Poona um. Seine Gesundheit machte ihm noch einige Zeit zu schaffen, aber der Aufbau des Ashrams im Koregaon Park ging zügig vonstatten. Sannyasins arbeiteten im Ashram und erhielten dafür umsonst Kost und nach einiger Zeit oft auch Logis. Die nächsten Jahre waren geprägt von ständiger Expansion; die Anzahl der Besucher aus dem Westen wuchs immer mehr an. 1981 verfügte der Ashram u. a. über seine eigene Bäckerei, Käseherstellung, Kosmetikartikelfertigung, Kleiderproduktion, Töpferei, Theatergesellschaft und auch ein eigenes Gesundheitszentrum mit über neunzig Mitarbeitern, darunter 21 Ärzte. Der verstärkte Zulauf aus dem Westen war zum Teil auf die Mundpropaganda der aus Indien zurückkehrenden Schüler zurückzuführen, die in vielen Fällen Meditationszentren in ihren Heimatländern gründeten. Andere berichteten, dass sie nie mit Sannyasins in Kontakt getreten waren; sie hätten nur irgendwo ein Bild von Bhagwan gesehen, eine unerklärliche Verbindung zu ihm gespürt und dann gewusst, dass sie ihn aufsuchen müssten. Wieder andere lasen ein Buch von Bhagwan und fühlten sich auf diesem Wege zu ihm hingezogen. Bhagwan erhielt erheblichen Zulauf von Feministinnengruppen; die meisten Ashrambetriebe wurden von Frauen geleitet. Im deutschsprachigen Raum lösten vor allem die Berichterstattung der Illustrierten Stern und der Bestseller Ganz entspannt im Hier und Jetzt des ehemaligen Stern-Reporters Jörg Andrees Elten großes Interesse an Bhagwan aus.
Bhagwan, so heißt es in einer Beschreibung, „war körperlich ein attraktiver Mann, mit hypnotischen braunen Augen, einem wallenden Bart, feinen Gesichtsknochen und einem gewinnenden Lächeln; seine überaus kontroversen Verhaltensweisen und Äußerungen sowie sein idiosynkratisches, allem Anschein nach furchtloses und unbeschwertes Gebaren sahen viele desillusionierte Menschen aus dem Westen als Zeichen dafür an, dass hier jemand war, der echte Antworten gefunden hatte.“ Zudem war er nicht traditionsverhaftet, befürwortete moderne Technik und Kapitalismus, hatte nichts gegen Sex und war außerordentlich gut belesen – er zitierte Heidegger und Sartre, Gurdjieff und Sokrates, selbst Bob Hope, mit derselben Leichtigkeit, mit der er über Tantra, das Neue Testament, Zen oder Sufismus sprach.

OSHO - THERAPIEGRUPPEN ALS NEUE EINNAHMEQUELLE


Auch die synkretische Kombination von östlichen Meditations- und westlichen Therapietechniken spielte eine wesentliche Rolle. Europäische und amerikanische Therapeuten des Human Potential Movement reisten nach Poona und wurden Bhagwans Schüler. „Sie kamen zu ihm, um von ihm zu lernen, wie man meditativ lebt. Sie fanden in ihm den einzigen spirituellen Meister, der das Konzept der holistischen Psychologie vollkommen verstanden hatte, und den einzigen, der sie als Mittel dazu zu benutzen wusste, Menschen auf höhere Bewusstseinsebenen zu bringen“, schrieb ein Biograf. Therapiegruppen waren bald ein wesentlicher Bestandteil des Ashram-Angebots und auch eine seiner größten Einnahmequellen. 1976 umfasste das Angebot 10 Therapien, darunter Encounter, Primal und Enlightenment Intensive, eine Gruppe, in der die Teilnehmer z. B. drei Tage lang versuchen mussten, die Frage „Wer bin ich?“ zu beantworten. In den folgenden Jahren stieg die Anzahl der angebotenen Therapieformen auf etwa achtzig.
Besucher fragten entweder Bhagwan, an welchen Gruppen sie teilnehmen sollten, oder wählten Gruppen nach eigenem Gutdünken aus. In einigen Gruppen wie Encounter und Tantra wurde Sex mit wechselnden Partnern angeregt, entsprechend Bhagwans Lehre, dass sexuelle Blockaden erst aufgelöst werden müssten, ehe das authentische Wesen des Menschen sich entfalten könnte. In den Encounter-Gruppen wurden auch gewalttätige Konfrontationen zwischen den Teilnehmern zugelassen; laut Pressemeldungen kamen sogar mehrere Vergewaltigungen vor. Nachdem ein Teilnehmer einen Knochenbruch erlitt, wurden Tätlichkeiten in den Gruppen untersagt. Trotzdem hatten viele Sannyasins und Besucher die Empfindung, an etwas Aufregendem, Neuartigem teilzunehmen. In diesem Gefühl wurden sie auch von Bhagwan bestärkt: „Wir experimentieren hier mit allen Möglichkeiten, die das menschliche Bewusstsein heil machen und einen Menschen bereichern können“, sagte er.

OSHO - TAGESGESCHEHEN IM ASHRAM


Ein typischer Tag im Ashram begann um 6 Uhr mit der einstündigen Dynamischen Meditation. Um 8 Uhr hielt Bhagwan einen öffentlichen Vortrag in der so genannten „Buddha Hall“ (Buddhahalle). Bis 1981 wechselten sich hier Vortragsreihen auf Hindi und Englisch in monatlichem Rhythmus ab. Viele dieser spontan gehaltenen Vorträge waren Kommentare zu Texten aus verschiedenen spirituellen Traditionen; in anderen beantwortete er Fragen von Besuchern und Schülern Die Vorträge waren gespickt mit Witzen, Anekdoten und provokanten Bemerkungen, die regelmäßig Heiterkeitsausbrüche in seinem ergebenen Publikum auslösten. Tagsüber fanden diverse Meditationen und Therapien statt, deren Intensität der spirituellen Energie von Bhagwans „Buddhafeld“ zugeschrieben wurde Abends gab es Darshans, in denen Bhagwan persönliche Gespräche mit kleinen Zahlen individueller Anhänger und Besucher führte. Anlass für einen Darshan war in der Regel die Ankunft eines Schülers im Ashram bzw. seine bevorstehende Abreise, oder auch ein besonders gewichtiges Problem, das der Sannyasin mit Bhagwan persönlich besprechen wollte. Vier Tage im Jahr wurden besonders gefeiert: Bhagwans Erleuchtungstag (21. März) und sein Geburtstag (11. Dezember) sowie Guru Purnima, ein Vollmond, an dem Inder ihre spirituellen Meister verehren, und Mahaparinirvana, der Tag, an dem aller Erleuchteten gedacht wird.[ Für Besucher war der Aufenthalt in Poona generell eine intensive, karnevalartige Erfahrung, unabhängig davon, ob sie letztendlich „Sannyas nahmen“ oder nicht. Der Ashram, so die Beschreibung einer Schülerin, war „ein Vergnügungspark und ein Irrenhaus, ein Freudenhaus und ein Tempel.“[
Bhagwans Lehren betonten Spontaneität, aber der Ashram war keineswegs frei von Regeln. Wächter standen am Eingang, Rauchen und Drogen waren verboten, und bestimmte Teile des Geländes wie z. B. das Lao Tzu House, in dem Bhagwan seine Einzimmerwohnung hatte, waren nur privilegierten Schülern zugänglich. Wer zu einem Vortrag in die Buddha-Halle wollte („Schuhe und Verstand bitte draußen lassen“, hieß es auf dem Schild am Eingang), musste sich zuerst einem Schnüffeltest unterziehen; Bhagwan war allergisch gegen Shampoos und Kosmetikprodukte, und wer nach solchen roch, dem wurde der Zutritt verwehrt.

OSHO - NEGATIVE BERICHTE IN DEN MEDIEN


In den 1970er Jahren wurde zum ersten Mal auch die westliche Presse auf Bhagwan, den „Sex-Guru“, aufmerksam. Die Berichte konzentrierten sich auf die Therapiegruppen, Bhagwans Einstellung zu Sex und seine oft schelmischen, auf Schockwirkung ausgerichteten Äußerungen („Selbst Menschen wie Jesus sind noch ein kleines bisschen neurotisch“). Auch das Verhalten von Sannyasins wurde zum Gegenstand von Kritik. Um Geld zur Verlängerung ihres Indien-Aufenthaltes zu verdienen, gingen einige Frauen regelmäßig nach Bombay, wo sie sich als Prostituierte verdingten. Andere Sannyasins versuchten sich im Schmuggel von Opium, Haschisch und Marihuana; manche wurden gefasst und landeten im Gefängnis. Der Ruf des Ashrams litt darunter. Als im Januar 1981 Welf Prinz von Hannover (Swami Anand Vimalkirti), ein Cousin von Prinz Charles und Nachkomme von Kaiser Wilhelm II., in Poona einem Schlaganfall erlag, stellten die besorgten Verwandten sicher, dass seine kleine Tochter nicht bei ihrer Mutter (ebenfalls Sannyasin) in Poona aufwachsen würde. Mitglieder der Anti-Kult-Bewegung begannen zu behaupten, dass Sannyasins gegen ihren Willen zur Teilnahme an Therapiegruppen gezwungen würden, Nervenzusammenbrüche erlitten und in die Prostitution und Drogenkriminalität gedrängt würden.
Die feindliche Einstellung der umgebenden Gesellschaft schien Bhagwan nichts auszumachen, wenn auch 1980 ein Mordanschlag auf ihn verübt wurde – Vilas Tupe, ein extremistisch gesinnter Hindu, warf während eines Morgenvortrags ein Messer nach ihm, verfehlte jedoch sein Ziel. Das Erscheinen des in Indien verbotenen Films Ashram, der das Geschehen in den Therapiegruppen unzensiert abbildete, und Bhagwans unverblümte Kritik am damaligen Premierminister Morarji Desai veranlassten den indischen Staat, eine härtere Linie gegenüber dem Ashram einzunehmen. Unter anderem wurde dem Ashram rückwirkend der steuerbefreite Status entzogen, was in einer Steuerforderung in Millionenhöhe mündete.

OSHO - UMZUGSABSICHTEN UND BEGINN VON BHAGWANS SCHWEIGEPHASE



Angesichts der immer weiter anwachsenden Besucherzahlen und der feindseligen Einstellung der Stadtverwaltung zogen Bhagwans Schüler einen Umzug nach Saswad, etwa 30 km außerhalb von Poona, in Betracht, wo sie eine landwirtschaftliche Kommune aufbauen wollten Doch eine Brandstiftung und die Vergiftung eines Brunnens in Saswad machten deutlich, dass der Ashram auch dort nicht willkommen war. Ein anschließender Versuch, in Gujarat Land für den Ashram zu erwerben, scheiterte am Widerstand der lokalen Behörden.
Bhagwans Gesundheit verschlechterte sich gegen Ende der 1970er Jahre; sein persönlicher Kontakt mit Sannyasins wurde schon ab 1979 reduziert. Aus den abendlichen Darshans wurden Energie-Darshans – statt persönlicher Gespräche fand nun eine „Energieübertragung“ statt, bei der Bhagwan mit seinem Daumen auf das in der Mitte der Stirn befindliche „dritte Auge“ des Schülers drückte. Am 10. April 1981 trat Bhagwan nach einer Krankheit in eine Phase des Schweigens ein, und statt der täglichen Vorträge gab er nun Satsangs (stilles Zusammensitzen, mit kurzen Phasen von Lesungen aus verschiedenen Werken und Live-Musik). Etwa zur selben Zeit löste Ma Anand Sheela (Sheela Silverman) Laxmi als Bhagwans Sekretärin ab. Sheela kam zu dem Entschluss, dass Bhagwan, der zu dieser Zeit unter einem langwierigen und sehr schmerzhaften Bandscheibenproblem litt, zur Sicherstellung besserer medizinischer Behandlungsmöglichkeiten in die Vereinigten Staaten reisen sollte. Bhagwan und Vivek hielten anscheinend anfangs nicht viel von der Idee, doch Sheela setzte sich durch.

OSHO - ANKUNFT IN AMERIKA UND PLANUNG DER NEUEN KOMMUNE


Ankunft in Amerika und Planung der neuen Kommune
Am 1. Juni 1981 reiste Bhagwan daher nach Amerika, zunächst nach Montclair (New Jersey). Sheela kaufte kurz darauf in Oregon für 5,75 Millionen Dollar die entlegene Big Muddy Ranch (früherer Drehort einiger Westernfilme mit John Wayne); sie wollte dort eine Kommune aufbauen und die heruntergewirtschaftete Ranch in eine Oase verwandeln.
Sheelas Plan, eine solche Kommune aufzubauen, barg von Anfang an erhebliche Schwierigkeiten. Zum einen würde das Projekt große Geldsummen verschlingen und zum anderen galt es, die Reaktion der ansässigen Bevölkerung zu berücksichtigen. Viele Oregoner standen dem Gedanken, dass ein indischer spiritueller Lehrer mit seinen Schülern sich in ihrer Nachbarschaft niederlassen würde, von Anfang an bange oder ausgesprochen feindselig gegenüber. Ein weiteres Problem war, dass die Ranch als landwirtschaftliches Land klassifiziert war und nach den geltenden Landnutzungsbestimmungen nur eine kleine Anzahl Häuser enthalten durfte.[52] Das vierte Problem waren die Einwanderungsbestimmungen der Vereinigten Staaten – die meisten Sannyasins, wie auch Bhagwan selbst, hatten weder die amerikanische Staatsbürgerschaft noch eine permanente Aufenthaltserlaubnis. Das letzte Problem war Bhagwan selber, der sich bei seinem ersten Besuch in der baumlosen Landschaft im August 1981 wenig enthusiastisch zeigte. Trotzdem sah es eine Weile so aus, als würde Sheelas Wunschtraum in Erfüllung gehen. Sannyasins in aller Welt wurden kontaktiert und angehalten, Geld in das Projekt zu investieren, mit der Aussicht, dass ihnen dort dann ein Wohnplatz geboten würde.
1982 wurde die Stadt Rajneeshpuram auf dem Gelände der Ranch gegründet. Hunderte von bereits in Oregon angekommenen Sannyasins arbeiteten am Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Die Stadt hatte bald eine eigene Post, Schule, Feuerwehr, Einkaufszentren, Restaurants und ein öffentliches Transportsystem mit 85 Bussen. Ein Flugplatz (Big Muddy Ranch Airport) mit stadteigenen Flugzeugen stand zur Verfügung. Ein Mandir diente als Meditations- und Versammlungshalle. Außerdem hatten die Sannyasins leerstehende Häuser in der nächstgelegenen Ortschaft, Antelope (etwa fünfzig Einwohner), aufgekauft und dort die Mehrheit im Stadtrat gewonnen. Die Kommune empfing Tausende von Besuchern aus aller Welt zu den jährlichen Master's Day Festivals. Viel Presseinteresse erregte in den folgenden Jahren eine Flotte von bis zu 93 Rolls-Royce, die Bhagwan von seinen Schülern zur Verfügung gestellt wurde. Die Luxuswagen symbolisierten Bhagwans enthusiastische Befürwortung von innerem wie auch äußerem Reichtum; zudem waren sie eine bewusst provokative Satire auf Amerikas Besessenheit von dem Automobil.

OSHO - AIDS-WARNUNG


Im März 1984 gab Sheela bekannt, Bhagwan habe gesagt, dass in den kommenden Jahren etwa zwei Drittel der Menschheit an der damals erst seit Kurzem bekannten AIDS-Krankheit sterben würden; Sannyasins hätten infolgedessen besondere Sicherheitsvorkehrungen beim Sex zu beachten (kein Sex ohne Kondom und Einmalhandschuhe, kein Austausch von Körperflüssigkeiten, etwa durch Küssen, usw.). Statt ungeschützter Promiskuität wurde den Sannyasins nun verantwortungsvoller „safer sex“ nahegelegt. Diese Reaktion hielten viele Beobachter für überzogen; die Ansteckungsgefahr bei AIDS wurde damals noch nicht als Risiko bei heterosexuellen Kontakten gesehen, und der Gebrauch von Kondomen war in diesem Zusammenhang noch nicht weithin empfohlen.

OSHO - ABGLEITEN DER KOMMUNELEITUNG IN DIE KRIMINALITÄT


Im September 1984 initiierte Sheela ein „Share-a-Home“-Programm für Obdachlose. Busse wurden in amerikanische Großstädte geschickt und kamen mit mehreren Tausend Obdachlosen zurück, denen man ein neues Leben in Rajneeshpuram angeboten hatte. Dies passte überhaupt nicht mit Bhagwans Lehren zusammen – Bhagwan hatte christliche Wohlfahrtsmaßnahmen in Indien immer als heuchlerisch und kontraproduktiv kritisiert –, und da zudem am 6. November 1984 eine wichtige Kommunalwahl in Wasco County bevorstand, bei der die Obdachlosen nach Oregons liberalen Wahlregelungen hätten mitwählen dürfen, wurde die Aktion von der Öffentlichkeit als Maßnahme zur Vergrößerung des Rajneeshpuram-Stimmanteils gesehen. Nach einer schnellen Änderung der Wahlbestimmungen durch die Behörden, welche die Registrierung der Obdachlosen als Wähler erschwerte, wurden viele von ihnen einfach in die nächste größere Stadt gefahren und dort abgesetzt.
Im Oktober 1984 gab Bhagwan bekannt, dass er seine Schweigephase beenden und von nun an wieder Vorträge halten würde. Die Verwaltung von Rajneeshpuram scheint zu diesem Zeitpunkt vollkommen außer Kontrolle gewesen zu sein. Sheela hatte heimlich Abhöranlagen im Telefonsystem von Rajneeshpuram und sogar in Bhagwans eigenem Haus installiert. Sannyasins, die mit ihrem Führungsstil nicht einverstanden waren, wurden isoliert und unter Druck gesetzt; viele verließen Rajneeshpuram. Die internen und externen Konflikte hatten bei Sheela und ihrem Führungsteam eine Spirale der Verzweiflung ausgelöst, die schließlich in soziopathischem und kriminellem Verhalten mündete.

OSHO - PRESSEKONFERENZ


Das wahre Ausmaß dieses kriminellen Fehlverhaltens wurde erst Mitte September 1985 bekannt, als Sheela und ihr Führungsteam die Kommune fluchtartig verließen. Bhagwan berief zwei Tage darauf, am Montag, dem 16. September, eine Pressekonferenz ein. Dort berichtete er, Sheela und ihr Team hätten laut Aussagen von Sannyasins, die ihm seit Sheelas Abreise von Vivek und seinen beiden Ärzten zugetragen worden seien, verschiedene Verbrechen begangen, und bat die Behörden, Ermittlungen gegen Sheela und ihr Team einzuleiten. Diese Untersuchungen resultierten in der Verhaftung und Verurteilung von Sheela und mehreren ihrer Mitarbeiter. Wie sich herausstellte, hatten Mitglieder von Sheelas Team ein Jahr zuvor, im September 1984, also ebenfalls im Vorfeld der County-Wahlen, vorsätzlich Salmonellen in das Essen verschiedener Restaurants der Kleinstadt The Dalles in Oregon lanciert, um zu sehen, ob es möglich wäre, Wahlberechtigte krank zu machen und so das Ergebnis der Wahlen zu beeinflussen. Etwa 750 Menschen erkrankten, 45 mussten ins Krankenhaus. Bhagwans Leibarzt Swami Devaraj, den Sheela wegen seines direkten Zugangs zu Bhagwan als Konkurrenten betrachtete, und zwei Beamte der Oregoner Behörden waren im Auftrag Sheelas vergiftet worden; Devaraj und einer der Beamten wurden daraufhin ernsthaft krank, erholten sich aber schließlich wieder. Bhagwan erklärte, von diesen Verbrechen nichts gewusst zu haben, und wurde von den Behörden auch nie ihretwegen belangt, aber sein ohnehin schon umstrittener Ruf erlitt dennoch schweren Schaden, besonders im Westen.

OSHO - VERHAFTUNG




Am 23. Oktober 1985 finalisierte eine Federal Grand Jury unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Anklageschrift gegen Bhagwan wegen angeblicher Einwanderungsdelikte. Am 28. Oktober 1985 wurde Bhagwan nach einem Flug nach North Carolina ohne Haftbefehl (die Anklage war noch nicht offiziell angekündigt worden) festgenommen. Als Begründung gaben die amerikanischen Behörden an, er habe die USA verlassen wollen. Bhagwan wurde daraufhin von seinen Begleitern getrennt und die nächsten zwölf Tage in Ketten von einem Gefängnis zum nächsten transportiert, bis er schließlich wieder in Oregon ankam. Er bekam eine zehnjährige Bewährungsstrafe, die unter der Bedingung, das Land zu verlassen, ausgesetzt wurde, sowie eine Geldstrafe von 400.000 Dollar. Bhagwan behauptete danach, er sei in den zwölf Tagen, die er in verschiedenen amerikanischen Gefängnissen verbrachte, mit einem Mittel vergiftet worden, das später nicht mehr nachweisbar sei.

OSHO - DIE WELTREISE


Weltreise
Nach längeren Aufenthalten in Nepal, Kreta und Uruguay und verschiedenen Irrflügen um den Globus, während deren ihm fast überall auf massives Betreiben der entsprechenden Stellen der Vereinigten Staaten die Einreise verweigert wurde, kehrte Bhagwan Anfang 1987 schließlich in den Ashram in Pune zurück.

OSHO - DIE MULTIVERSITY


Der Ashram nahm seine früheren Tätigkeiten wieder auf – Bhagwans Diskurse wurden veröffentlicht und Therapiekurse fanden statt, wenn auch nun in weniger kontroversem Stil als früher. Der Ashram wurde ausgebaut und präsentierte sich jetzt als „Multiversity“, ein Ort, in dem Therapie als Brücke zur Meditation fungieren sollte. Die Besucherströme nahmen wieder zu. Unter seinen Sannyasins war angesichts der Erfahrungen in Oregon die frühere Vorliebe für kommunales Zusammenleben mit anderen Sannyasins weitgehend erloschen; die meisten zogen es nun vor, ein unauffälliges und eigenständiges Leben in der Gesellschaft zu führen. Die Verpflichtung, orange bzw. rote Kleidung und die Mala zu tragen, wurde Ende 1985 abgeschafft.
Bhagwan entwickelte neue Meditationstechniken, darunter die „Mystic Rose“-Technik, und begann wieder, Meditationen persönlich zu leiten. Seine täglichen Vorträge fanden nun abends und nicht wie früher morgens statt. Ab April 1988 befasste er sich in ihnen ausschließlich mit Zen-Meistern. Im August 1988 führte Bhagwan die roten Roben für seine Anhänger wieder ein; diese wurden jetzt aber nur noch im Ashram selbst getragen und ohne Mala. Beim abendlichen Meeting wurden (und werden auch heute noch) weiße Roben getragen. Ende 1988 erklärte er, dass er nicht mehr Bhagwan genannt werden wolle – der Scherz sei nun vorbei: „I don’t want to be called Bhagwan again. Enough is enough! The joke is over!“ Nach einigen Wochen ohne Namen akzeptierte er auf den Vorschlag seiner Schüler hin den Namen Osho, der als respektvolle Anrede in einigen Zen-Geschichten, die er in seinen Vorträgen besprochen hatte, aufgetaucht war. 1989 ließ er ankündigen, dass der Ashram in Zukunft als ein Urlaubs- und Meditationsresort („Club Meditation“) geführt werden solle.

OSHO - TOD


Oshos Gesundheitszustand wurde zunehmend schlechter; im April 1989 hielt er seinen letzten öffentlichen Vortrag. Den Rest dieses Jahres saß er abends nur noch schweigend mit seinen Sannyasins zusammen in der Meditationshalle des Ashrams. Ende 1989 starb seine Gefährtin Vivek, anscheinend von eigener Hand. Osho starb sechs Wochen später, am 19. Januar 1990, im Alter von 58 Jahren. Nur Stunden später wurde sein Leichnam im Beisein von Hunderten schockierter, aber feiernder Sannyasins verbrannt. Oshos Asche befindet sich in einem weißen marmornen Meditationssaal im Ashram. Auf einer Gedenktafel steht ein Zitat Meher Babas: „Never Born, Never Died: Only Visited this Planet Earth between Dec 11 1931 – Jan 19 1990.“

Samstag, 2. Februar 2013

DIE WELT IN BILDERN


Alles für den Fisch: Der Europäische Stint, der im zugefrorenen Kurischen Haff vor der litauischen Küste lebt, zieht tausende Eisfischer an. (27. Januar 2013)
Bild: Petras Malukas/AFP

DIE WELT IN BILDERN


Die Ratingagentur Moody's hat sechs kanadische Finanzinstitute herabgestuft: Die Gebäude im Finanzdistrikt von Toronto greifen trotzdem nach den Sternen. (28. Januar 2013)
Bild: Mark Blinch/Reuters

DIE WELT IN BILDERN


Es werde Licht II: Am Ende der Feierlichkeiten zum Tag der Republik bleibt ein leerer Präsidentenstuhl auf einem roten Teppich vor dem beleuchteten Palast in Delhi. (29. Januar 2013)
Bild: Manish Swarup/Keystone

DIE WELT IN BILDERN


Es werde Licht I: Die Installation «You and I, Horizontal» von Anthony McCall ist Teil der Ausstellung «Light Show» in der Hayward-Galerie in London. (29. Januar 2013)
Bild: Facundo Arrizabalaga/Keystone

DIE WELT IN BILDERN


Neues Leben: Dieser junge Sadhu, wie Mönche im Hinduismus heissen, wurde in Allahabad von einem Guru als Schüler aufgenommen. (29. Januar 2013)
Bild: Sanjay Kanojia/AFP

DIE WELT IN BILDERN


Ein neuer Nasa-Satellit wird in Umlauf gebracht: Raketenstart in Cape Canaveral, Florida. (30. Januar 2013)
Bild: Craig Bailey/Keystone

DIE WELT IN BILDERN


Gähnen oder gewinnen: Diese beiden Mädchen haben sich mit über 700 Schachspielern für das Moscow Open eingeschrieben, den wachen winken Preisgelder in der Höhe von 113'000 US-Dollar. (1. Februar 2013)
Bild: Natalia Kolesnikowa/AFP

AKTUELL - GEBRAUCHSGEGENSTAND FRAU


Zumindest in den Städten hätten Frauen im Berufsleben einiges erreicht. Das bedeute aber auch, dass sie in der Öffentlichkeit sichtbarer und somit angreifbarer seien, so Indianexpress.com. «Falls sie ihr Recht als freie Bürgerinnen wahrnehmen wollen, gehen sie aber das Risiko ein, vergewaltigt zu werden.» Vergewaltigungen haben in Indien zwischen 2006 und 2011 um 25 Prozent zugenommen. 2012 sind alleine in Delhi 600 Vergewaltigungen angezeigt worden. Bisher kam es in einem einzigen Fall zu einer Verurteilung.
In Gegenden, in denen der Frauenmangel akut ist, werden Frauen oftmals nur noch als Ware betrachtet. So häufen sich Fälle, in denen mehrere Männer sich eine Frau «teilen». Frauen werden auch, vornehmlich von ihren Eltern, dahin verkauft, wo sie Mangelware sind. Vergangenes Jahr sind an die 15'000 Inderinnen so zwangsverheiratet worden. Sie sind Fremde in einem feindlichen Umfeld, ihr einziger Wert besteht darin, die Lust des Mannes zu befriedigen und Nachkommen zu zeugen. Möglichst keine weiblichen.

AKTUELL - ZEHN MILLIONEN TOTE MÄDCHEN


Zwar ist die Abtreibung aufgrund des Geschlechts in Indien illegal, das Gesetz wird aber kaum angewendet, da etliche Polizisten und Strafverfolger in der Abtreibung eines Mädchens nichts Schlechtes sehen. Zu tief ist in der kollektiven Meinung verankert, dass Frauen Menschen zweiter Klasse sind. Wenn eine Mutter sich etwa weigert, das Kind abtreiben zu lassen, und sich an die Behörden wendet, muss sie mit Repressionen rechnen. Sie kann verstossen werden, ihren Job verlieren. Es sind Fälle bekannt, wonach Frauen wegen ihrem Ungehorsam sogar mit dem Tod bedroht wurden.
In den vergangenen zwanzig Jahren seien in Indien gut zehn Millionen Mädchen von ihren Eltern getötet worden, schätzt die indische Regierung. Sie wurden abgetrieben oder kurz nach ihrer Geburt getötet. Schätzungen zufolge stirbt im Land jede Minute ein Mädchen unter fünf Jahren, weil es von den Eltern vernachlässigt oder ihm die medizinische Versorgung vorenthalten wurde.

AKTUELL - MÄNNER SIND NÜTZLICH, FRAUEN VERURSACHEN KOSTEN



Die indische Kultur und Traditionen tragen wesentlich dazu bei, dass manche Eltern auch vor einem Mord nicht zurückschrecken, um ja kein Mädchen grossziehen zu müssen. Männer sind alleine erbberechtigt. Sie leben auch nach der Heirat bei ihren Eltern und versorgen sie, wenn sie alt sind. Nach dem Tod der Eltern dürfen nur Söhne bestimmte religiöse Rituale vornehmen. Mädchen dagegen verursachen Kosten, die teure Mitgift wird von vielen Eltern gefürchtet. Auch gilt in manchen Gegenden die Geburt eines Mädchens als Unglück.
Doch nach Jahren des Geschlechtermordes herrscht in Indien ein Männerüberhang. Laut der Nytimes.com gibt es in der Altersgruppe zwischen 15 und 35 heute in Indien 15 Millionen Männer mehr als Frauen. Bis 2020 sollen es sogar 30 Millionen Männer «zu viel» sein. «Leider sind diese Männer auch am unteren Ende der Einkommenspyramide und haben keine richtige Ausbildung oder Arbeit», schreibt Indianexpress.com. In einer patriarchalen Gesellschaft, in welcher der Mann der Ernährer ist, litten diese Männer an einem geringen Selbstvertrauen. «Solche Männer wenden oft gegen Schwächere oder gegen diejenigen, welche die sozialen Normen infrage stellen, Gewalt an.»

AKTUELL - ZU VIELE MÄNNER, ZU VIEL GEWALT


Zu viele Männer, zu viel Gewalt
Die tödliche Vergewaltigung einer jungen Frau bringt auch ein Gesellschaftsproblem Indiens ans Licht: Es gibt immer mehr Männer als Frauen im Land, was wiederum zu mehr Gewalt an Frauen führt.


Einige bezeichnen den Tod der jungen Inderin, die in einem Bus von sechs Männern brutal vergewaltigt und misshandelt wurde, als Wendepunkt. Ein Wendepunkt in der Geschichte eines Landes, in dem es an der Tagesordnung ist, dass Frauen geschlagen, misshandelt, vergewaltigt und getötet werden. Ob das Schicksal der 23-jährigen Studentin tatsächlich einen kulturellen Wandel einleiten wird, durch den Indien für Frauen ein sichereres Land wird, darf bezweifelt werden. Nur schon die demografischen Fakten sprechen dagegen.

Laut Daten der Volkszählung 2011 kamen in Indien auf 1000 Knaben bloss 914 Mädchen auf die Welt. Dies ist der tiefste Wert seit der Unabhängigkeit 1947, schreibt die Indiatimes.com. Im Norden Indiens wurden in den meisten Gebieten sogar weit weniger als 900 Mädchen auf 1000 Knaben geboren. Weibliche Föten werden in Indien gezielt abgetrieben. Pränatale Tests hätten dazu beigetragen, dass Abtreibungen wegen des Geschlechts des Babys zugenommen hätten, schreibt Thelancet.com aufgrund einer Auswertung der Daten der Volkszählungen.