Dienstag, 17. Juli 2012

AKTUELL - ROMNEY SCHWULENFEINDLICH


Romney schnitt schwulem Mitschüler Haare ab
  • Ein «Schulstreich» verdeutlicht Mitt Romneys ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen. Der Republikaner soll als 18-Jähriger in der High School schwule Kameraden gemobbt haben.

Der schwule Mitschüler von Mitt Romney wurde zu Boden gedrückt: Der Innenhof der Cranbrook School in den Bloomfield Hills.
Bild: AFP

Nach dem Plädoyer von US-Präsident Barack Obama für die Homo-Ehe machte dessen wahrscheinlicher Herausforderer Mitt Romney keinen Hehl aus seiner konservativen Haltung bei diesem Thema. Diese reicht womöglich weit in die Biografie des Republikaners zurück.
Das legt ein Bericht der «Washington Post» über einen «verstörenden Vorfall» aus Romneys Jugend nahe. Wenige Monate vor seinem Abschluss an der elitären Cranbrook School im Jahr 1965 soll Romney zusammen mit Freunden einem als homosexuell geltenden Mitschüler die blond gebleichten Haare abgeschnitten haben.
«Unsinnige und idiotische Tat»
«Er kann so nicht aussehen. Das ist falsch. Schaut ihn nur an», soll Romney sich laut «Washington Post» über den Mitschüler echauffiert haben, der den Pony über ein Auge drapiert hatte. Danach sei er mit einer Schere über den Schulhof marschiert und habe sich den Kameraden geschnappt. Ein Freund von Romney habe den Jungen zu Boden gedrückt, während Romney mit der Schere hantierte.
Der Angriff «quält mich noch heute», sagte ein Mitschüler, der an dem Angriff beteiligt war in der Zeitung. «Was für eine unsinnige, idiotische Tat.» Der inzwischen pensionierte Staatsanwalt entschuldigte sich nach eigenen Angaben später beim Opfer. Dieser habe ihm von seiner Panik berichtet, als er von den anderen Schülern am Boden festgehalten wurde.
Keine Konsequenzen
Die Geschichte, die von fünf ehemaligen Mitschülern an dem Jungeninternat bestätigt wird, war offenbar kein Einzelfall. Ein weiterer Kamerad erzählte im Bericht, dass Romney jedes Mal, wenn er sich während des Unterrichts gemeldet habe, durchs Klassenzimmer gerufen habe: «Was für ein liebes Mädchen.» Konsequenzen habe es für den Sohn des Gouverneurs von Massachusetts nie gegeben.
Kurz nachdem der Bericht erschienen ist, liess eine Sprecherin des Republikaners verlauten, dass sich Romney nicht an den Vorfall erinnern könne. Später meldete er sich doch noch selbst zu Wort. In einem Interview auf Fox News Radio sagte er: «Während meiner Schulzeit habe ich viele dumme Dinge gemacht. Wenn irgendjemand dabei verletzt oder gedemütigt wurde, tut es mir leid.» Er habe nicht gewusst, dass der betreffende Mitschüler schwul gewesen sei.
Ehe nur zwischen Mann und Frau
Das Thema Homosexualität spielt im US-Wahlkampf eine wichtige Rolle, seit sich Obama am Mittwoch nach langem Zögern für die Homo-Ehe ausgesprochen hatte. Seit Obamas Plädoyer betont sein republikanischer Widersacher seine konservative Haltung bei diesem Thema. Er sei der Auffassung, die Ehe sollte nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden, sagte Romney am Mittwoch.
Obama war von seinem eigenen Vize Joe Biden unter Zugzwang gesetzt worden, als dieser in einem Fernsehinterview zum Thema Homo-Ehe vorgeprescht war. Er fühle sich «absolut wohl» mit einer Anerkennung der Ehe zwischen Menschen gleichen Geschlechts, sagte Biden am Sonntag im Sender NBC. Angesichts des darauf folgenden Mediensturms sah sich Obama genötigt, seinerseits rasch mit einer Stellungnahme nachzuziehen.
Der US-Präsident machte kein Hehl daraus, dass er mit dem Timing seines Vizes wenig glücklich war. Nach Angaben von Vertrauten hat sich Biden inzwischen bei Obama für seine unbedachten Äusserungen entschuldigt. Seine Sprecherin Kendra Barkoff sagte, Biden habe den Präsidenten nicht in den Schatten stellen wollen: «Der Präsident war bei diesem Thema vom ersten Tag an meinungsführend und der Vizepräsident hat niemals beabsichtigt, davon abzulenken,» sagte sie.
Angereichert mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und sda.


Mitt Romney hat ein Frauenproblem: Die weibliche Wählerschaft ist von seiner restriktiven Einstellung zu Verhütung und Abtreibung verschreckt. Die Demokraten feixen, denn Frauen könnten den US-Präsidentschaftswahlkampf entscheiden. Nun versucht der Republikaner Romney verzweifelt, das weibliche Geschlecht von sich zu überzeugen.
  • Mitt Romney hat ein Problem mit Frauen: Sie wählen lieber Barack Obama. Der US-Präsident liegt bei der weiblichen Wählerschaft 19 Prozent vor dem Republikaner, wie die aktuelle Umfrage der Washington Post und des Senders ABC News zeigt. Auch eine Studie des Forschungsinstituts Gallup und der USA Today offenbart: In den sogenannten Swing States würde Obama derzeit gewinnen - dank der weiblichen Wählerschaft. Das sind die Staaten, in denen die Mehrheitsverhältnisse zwischen Demokraten und Republikanern nicht eindeutig und vor jeder Präsidentschaftswahl unterschiedlich sind - diese Staaten können am Wahlabend entscheidend sein.
Romney, der schneidige Unternehmer, punktet zwar bei den Männern: Acht Prozentpunkte liegt er bei ihnen der Washington Post-Studie zufolge vor Obama. Doch allein ihre Stimmen werden ihn im November nicht zum Präsidenten machen. Und die amerikanischen Frauen, das ist in den USA schon seit Bill Clintons Wiederwahl 1996 so, wählen lieber Demokraten. Schließlich, so argumentiert die amerikanische Presse, legen die Liberalen Wert auf Themen, die Frauen bewegen: Bildung, Gesundheitsversorgung und Gleichstellung am Arbeitsmarkt.
So unterzeichnete Obama 2009 in seiner ersten Woche als Präsident den "Ledbetter-Act", ein Gesetz, das es Frauen erleichtert, gegen Lohnungleichheit zu klagen. Wie Romney denn zu diesem Gesetz stehe, fragte am Dienstag die Huffington Post das republikanische Wahlkampfteam. Die Antwort fiel nach einigem Zögern mau aus: "Wir kommen darauf zurück." Ein paar Stunden später hieß es vage, das Prinzip gleicher Bezahlung bei gleicher Arbeit unterstütze man.
Auch Romneys restriktive Haltung zu den Streitthemen Abtreibung und Verhütung macht ihn bei vielen Frauen unbeliebt. Die staatliche Organisation "Planned Parenthood", die sich um die Gesundheitsvorsorge bei Frauen kümmert, "werden wir los", sagte der Mormone Romney letzte Woche. "Damit vernichtet er eine Organisation, die jährlich drei Millionen Menschen auf Krebs untersucht und bei Verhütung berät", sagte daraufhin ein Mitarbeiter von "Planned Parenthood". Auf ihrer Internetseite bezeichnet die Organisatio
den Republikaner als "Trottel". Die Demokraten legen nach und nennen die Einstellung Romneys "war on women", einen Krieg gegen Frauen.
Doch seine konservative Einstellung zu Verhütung und Abtreibung kann nicht der einzige Grund sein, warum Frauen Romney ihre Stimme verweigern. Schließlich hatte Rick Santorum, bevor er sich aus dem republikanischen Wahlkampf zurückzog, bessere Werte bei Wählerinnen. Die Journalistin Nona Aronowitz argumentiert im amerikanischen Magazin Good: "Zumindest wussten wir, wo Santorum steht. Romney macht den Eindruck eines frauenfeindlichen, teilnahmslosen und opportunistischen Politikers."
Republikanische Wahlkampfstrategen suchen nun verzweifelt nach einem Weg, die weibliche Wählerschaft vom Gegenteil zu überzeugen. So versuchte Romney in der vergangenen Woche, Frauen mit seinem Lieblingsthema, der liberalen Marktwirtschaft anzusprechen: "Obama führt mit seiner gescheiterten Wirtschaftspolitik den eigentlichen Krieg gegen Frauen". Um dies zu untermauern zitierte er wiederholt eine Zahl: 92 Prozent der Arbeitsplätze, die unter Obamas Regierung seit 2009 verloren gegangen seien, hätten ehemals Frauen besetzt. Die New York Times stellte allerdings klar: Viele männliche Fabrikarbeiter verloren bereits vor Obamas Amtszeit ihre Jobs, die besonders von der Finanzkrise gefährdet waren. Romneys Anhänger führen außdem ins Feld, er habe in seiner Zeit als Gouverneur hohe Stellen mit Frauen besetzt.
Ann Romney, die Ehefrau des Republikaners, schaltet sich nun auch in den Wahlkampf ein. Vor einigen Tagen urteilte Obamas Parteifreundin Hilary Rosen über sie abschätzig: "Sie hat nicht einen Tag in ihrem Leben gearbeitet". Damit stieß sie einen Proteststurm, auch bei Frauen, los. Präsident Obama beruhigte ihn am Donnerstag mit den Worten: "Es gibt keinen härteren Job, als Mutter zu sein".
Mrs. Romney, Hausfrau und fünffache Mutter, kann ältere Frauen mit ihrer Biografie überzeugen: Sie hat eine Krebserkrankung überwunden und kämpft mit Multipler Sklerose. Doch die liberale Presse überzieht Romneys Ehefrau mit Häme: Der Blogger und Journalist Bob Cesca veröffentlichte eine Karikatur, auf der Mrs. Romney ihr Schicksal als Hausfrau beschreibt: "Ich weiß nicht, in welchem unserer vielen Häuser ich wohnen soll!" Er trifft einen Nerv: Die Frauen, die Romney zur Präsidentschaft verhelfen sollen, sind jung, nicht annähernd so vermögend wie Ann Romney und fragen sich, wo sie in Zukunft stehen. Die Organisation "Planned Parenthood" urteilt: "Mitt Romneys politische Priorität ist nicht die Gesundheit von Frauen oder der Ausbau von Arbeitsplätzen. Es ist Mitt Romney."


Obamas Gesundheitsreform ist nicht umsonst der wohl grösste Zankapfel auf dem amerikanischen Politparkett. Auch Präsidentschaftskandidat Mitt Romney bringt die Vorlage arg ins Schlingern.

Schwarze zählen nicht zu Mitt Romneys Stammwählern. Der Auftritt vor der Nationalen Vereinigung für die Förderung von Farbigen (NAACP) hätte dem designierten republikanischen Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney deshalb den Weg in die Herzen der schwarzen Wähler ebnen sollen. Dieser Plan scheiterte aber gründlich. Als Mitt Romney vor dem schwarzen Publikum für den Fall seines Wahlsiegs die Revidierung der jüngsten Gesundheitsreform ankündigte, wurde er von den Zuhörern heftig ausgebuht.
Vor diesem Vorfall blickten die NAACP-Mitglieder Romneys Auftritt noch wohlwollend entgegen und lobten seine Bereitschaft, vor der ältesten Bürgerrechtsorganisation der USA aufzutreten. Das afroamerikanische Publikum begrüsste ihn mit Standing Ovations und applaudierte, als er versprach, «Amerikaner aller Rassen, Überzeugungen und sexueller Orientierungen» zu repräsentieren. Beifall erhielt Romney auch für sein Versprechen, Arbeitsplätze zu schaffen und die Bildung zu verbessern.
Sympathien verspielt
Die Ankündigung, «unwichtige und teure Programme» zu kippen, brachten ihm dann jedoch zahlreiche Buhrufe aus dem Publikum ein. Nach seiner Ankündigung, die Gesundheitsreform rückgängig machen zu wollen, hatte er die Sympathien des Publikums dann vollends verspielt. Für die Dauer des restlichen Auftritts wehte ihm aus den Reihen der Zuhörer ein eisiger Wind entgegen.
Obwohl Romneys Vater George ein leidenschaftlicher Verfechter der Bürgerrechte war, beschränkte sich Mitt Romney selber bislang weitgehend auf Auftritte vor weissem – und gelegentlich lateinamerikanischem – Publikum. Doch der ehemalige Gouverneur von Massachusetts weiss um die Wichtigkeit der schwarzen Wähler, zumal sie den Wahlsieg von Barack Obama vor vier Jahren erst möglich gemacht haben. «Wenn ihr einen Präsidenten wollt, der die Dinge besser macht für die afroamerikanische Gemeinschaft – dann seht ihr ihn gerade», versprach Romney dem schwarzen Publikum deshalb.
Mit seinem Auftritt vor der Bürgerrechtsorganisation dürfte er sich aber kaum Stimmen im Lager der schwarzen Wähler gesichert haben. «Er hat nicht zu uns gesprochen», sagte der NAACP-Vorsitzende Julian Bond nach Romneys Rede. «Seine Rede richtete sich an jene dünne Schicht von weissen Wählern, die noch unentschlossen ist.» Beim Verlassen der Veranstaltung sagten viele schwarze Wähler, die Aussagen Romneys hätten sie darin bestärkt, für die Wiederwahl Obamas zu kämpfen.